The Devils Nose

2005-06-17 Gestern, Mittwoch, habe ich die Zugfahrt von Riobamba nach Alausi gemacht. Die Strecke wurde Anfang des letzten Jahrhunderts durch die Anden gebaut. Das schwierigste Stueck der Strecke war dabei die "Nariz del Diabolo",eine Fast senkrechte Wand, die der Zug hoch bzw. runter fahren muss. Die Strecke hiess damals die "schwierigste Zugstrecke der Welt". 

Die Fahrt dauert ungefaehr 6 Stunden, und morgens um sieben ging es los. Wir haben dabei auf dem Dach des Zuges gesessen, was aber nicht so "rebellisch" ist, wie es sich anhoert. Das steht sogar im Reisefuehrer und man kann sich fuer 1 Dollar ein Kissen mieten, damit es nicht so unbequem ist. Und am Rand ist sogar ein kleines Gelaender. Es sitzen mehr Leute auf dem Dach,als unten im Zug.
Trotzdem waere das in Deutschland wohl nicht erlaubt. Hier in Suedamerika ist halt alles etwas "wilder" und jeder ist mehr fuer sich selbst verantwortlich. Ob das nun auf dem Dach des Zuges ist, oder ob es eine Treppe in einer Ruine ist, die im Nichts endet, oder ob es ein auf einer Karte des Nationalparks als offizieller Weg eingezeichnete Route ist, die direkt am Abgrund vorbei fuehrt oder ob es das fehlen von Versicherungen und Arbeitslosengeld ist. Man muss etwas mehr auf sich selbst aufpassen und man ist mehr fuer sich selbst verantwortlich. Es ist nicht alles mit Gelaendern und Hinweis- und Verbotsschildern zugepflastert. 
Der schoenere Teil der Fahrt war aber eigentlich der Teil vor der Teufelsnase, wo der Zug sich durch die Berge windet. Neben dem Zug liefen immer Kinder her, die von uns Turis mit Lutschern und Bleistiften "gefuettert" wurden. Und wir wurden selbst zu Turistenattraktion, so dass an der Strasse immer Busse angehalten haben, um Fotos vom Zug zu machen.
Die Teufelsnase selbst ist eigentlich nur wegen ihrer Ingenieurleistung was besonderes, aber was habe ich schon mit diesem Ingenieurkram am Hut :-)

Auf dem Dach habe ich Holly kennengelernt. Sie ist aus den USA und hat hier in Ecuador irgendwelche Voegel studiert fuer ihre Uni. Das gute ist, dass die Amis, die man hier trifft wohl groesstenteils Kerry-Waehler sind und was von der Welt kennen.
Holly ist eigentlich auch in Argentinien geboren und teilweise in Mexico aufgewachsen. Wir haben dann zusammen den Bus Richtung Quito genommen und hatten eine Menge Spass; nichts lief, wie es geplant war. Sie wollte eigentlich am Cotopaxi (dem bekanntesten Vulkan hier in Ecuador) aussteigen und dort in einem Hostel schlafen, weil sie den heute besteigt. Ich hatte mich spontan entschlossen, auch dort zu bleiben. Also haben wir dem Busfahrer gesagt, das wir am Eingang zum Nationalpark aussteigen wolten. Er meinte, es waere kein Problem,  er wuesste wo das ist. Natuerlich wusste er es nicht, wie wir uns das schon gedacht hatten, und wir sind dann doch in Quito gelandet.
Das war mal wieder das alte Problem, dass die Leute hier nicht zugeben koennen, dass sie keine Ahnung haben.
Die Fahrt hierher war aber ganz gut. Im Bus waren wir als Gringos mal wieder die Attraktion. Ein kleiner Junge hat sich extra nicht auf einen der freien Sitze gesetzt, sondern auf den Ersatzreifen, um uns vier Stunden lang anstarren zu koennen.
Als dann ploetzlich der Cotopaxi auftauchte, war das sehr beeindruckend. Er ist oben mit Schnee bedeckt und die untegehende Sonne hat ihn beschienen. Fuer uns war das eine Attraktion, fuer die Einheimischen im Bus waren wir die Attraktion, wie wir versucht haben, durch die Scheibe Fotos zu schiessen. 

Den Geschichten nach zu Urteilen, die ich bisher ueber Quito gehoert habe, ist es hier nicht ganz ungefaehrlich. Jeder, der schon in Quito war wurde entweder selbst ausgeraubt oder kannte jemanden, der ausgeraubt wurde. Wenn man hier Nachts alleine durch die Strassen laueft (ausser hier im Kneipenviertel, wo immer Betrieb ist), ist die Wahrscheinlichkeit scheinbar groesser, ueberfallen zu werden als nicht.  
Bisher kenne ich nur den neuen Teil von Quito, im alten gibt es aber mehr zu sehen. Dort will ich morgen hin.
Wahrscheinlich kommt Holly morgen nach ihrer Tour zum Cotopaxi wieder nach Quito und ich treffe mich dann wieder mit ihr. Bin mal gespannt, was sie erzaehlt. Ich wuerde die Tour auch gerne machen, aber es geht auf ueber 6000 m und es ist technisch auch nicht ganz einfach. Daher braeuchte ich noch mehr aklimatisierung. Mal schauen.

Saludos,

                     Sebas

p.s. Fotos von der Zugfahrt reiche ich noch nach.
   

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