6088 m ueber dem MeeresspiegelEin Mensch, der einem Gletscher Gesellschaft leistet, erhält allmählich das Gefühl, dass er unbedeutend ist. Mark Twain
Das Vergnuegen, einem Gletscher Gesellschaft leisten zu duerfen, hatte ich am Mittwoch. Da habe ich naemlich den 6088 m hohen Huayana Potosi bestiegen. Und Mark Twain koennte schon recht haben, auch wenn ich das erst richtig realisiert habe, als ich den Gletscher wieder verlassen habe.
Am Montag sind wir von La Paz zum Refugio Huayana Potosi auf 4800 m gefahren. Dort gab es Mittagessen, aber da ich leichte Magenprobleme hatte und irgendwie auf ueber 4000 m immer wenig Appetit habe, konnte ich nicht viel Essen, wie die naechsten beiden Tage auch. Ich fuerchte, langsam gehe ich auf die 70 kg zu.
Am Nachmittag sind wir dann zum "Glacier viejo" gegangen, um das Eisklettern fuer den Aufstieg zum Gipfel zu ueben. Wir, das waren drei Spanier, ich meine natuerlich Basken, darauf haben sie sehr viel Wert gelegt, und ich. Geuebt haben wir in 4900 m und dort haben wir schon mal einen Vorgeschmack auf die Anstrengungen der naechsten beiden Tage bekommen. Aber es ist schon ein Spass, eine senkrechte Wand mit zwei Eisaexten und Krampons hochzuklaettern.
Am naechsten Tag sind wir dann gegen Mittags zum Refugio "Campo Alto" gewandert. Das liegt in 5200 m Hoehe. Da wir aber unsere gesamte Kletterausruestung und die warmen Sachen mitschleppen mussten (ca 20 kg), waren diese 400 Hoehenmeter schon nicht ganz leicht, denn auch in dieser Hoehe ist die Luft schon recht duenn.
Nachdem wir noch etwas gegessen haben und reichlich Mate de Coca getrunken haben sind wir dann um 17 Uhr schlafen gegangen. Zu neunt inder kleinen Huette war es so eng, dass wir uns kaum bewegen konnten (dort waren noch zwei Kannadier mit ihrem Guide), aber dadurch war es wenigstens schoen warm.
Nachts sind wir dann so gegen 12 Uhr aufgestanden, haben wieder schoen Mate de Coca getrunken und sind dann so gegen 1 Uhr losgegangen. Die ersten 15 Minuten ueber Steine und von da an dann ueber den Gletscher, groesstenteils Schnee, teilweise auch Eis. Da mein Koerper um diese Uhrzeit eher auf schlafen als auf wandern eingestellt ist und durch die Hoehe war ich eigentlich von Anfang an ausser Atem; vielleicht lag es auch an meiner schlechten Kondition :-) Es gab kaum flache Stuecke zum ausruhen und stehenbleiben konnte man auch nicht lange, da es in der Hoehe auch arschkalt ist.
Nach ca sechs Stunden laufen ueber Schnee und durch Dunkelheit sind wir dann bei Sonnenaufgang an der letzten steilen Eiswand, die zum Gipfel fuehrt, angekommen. Als ich sie gesehen habe, habe ich mich gefragt, ob sich diese ganzen Anstrengungen lohnen, nur um einmal auf dem Gipfel zu stehen (es hat sich definitiv gelohnt!!!).
Nachdem wir uns kurz erholt haben, haben wir dann das letzte Stueck in Angriff genommen. Da waren wir schon fast in 6000 m. Wir mussten die Spitzten der Krampons ins Eis treten und die (nicht ganz leichte) Eisaxt ins Eis schlagen, um uns daran hochzuziehen. Und wenn die Axt beim ersten Mal nicht gehalten hat, musste man sie noch ein zweites oder drittes Mal reinschlagen. Was im Tal alles kein Problem ist, wird in der Hoehe zur Qual. Teilweise habe ich nur noch da gehangen und konnte mich nicht mehr bewegen. Zum Glueck ging es meinem baskischen kollegen nicht besser, da wir ja an einem Seil hingen, konnten wir nur zusammen stehen bleiben.
Zu den koerperlichen Anstrengungen kommt auch noch eine psychischen Belastung, da man in der Mitte von Nirgendwo ist, das ganze nicht ganz ungefaehrlich ist und man immer weiss, das man alles wieder zurueck muss.Eine Bergrettung gibt es nicht und in ganz Bolivien gibt es zwei Hubschschrauber, die in Hoehen ueber 4000 m fliegen koennen.
Irgendwann war der Gipfel dann nur noch vielleicht 20 m entfernt, aber auch da habe ich noch gedacht, oh mein Gott, so weit noch.
Nach ungefaehr einer Stunde (unser Guide, der schon 2000 Mal auf dem Gipfel war, schafft es angeblich in 10 Minuten) waren wir dann aber endlich auf dem Gipfel oder besser am Gipfel, er ist naemlich nur 2 cm breit. Leider war ich zu kaputt, um es richtig realisieren zu koennen, aber es war schon ein geiles Gefuehl,da oben zu sein. Ich habe zum zweiten Mal in diesem Urlaub echt feuchte Augen bekommen vor Fruede, weil ich oben auf dem Gipfel war und weil die Anstrengungen ein Ende hatten. Dachte ich auf jeden Fall. Ich kannte nicht das Zitat von Hans Kammerlander: Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist - denn vorher gehörst du ihm. Der Abstieg war naemlich nicht weniger anstrengend. Wir mussten noch runter bis zum ersten Refugio laufen, was nochmal fast 5 Stunden gedauert hat.
Der Ausblick vom Gipfel war fantastisch, man konnte ueber alle anderen Berge und die wolkenverhangenen Taeler hinwegschauen, es war eine unglaubliche Weite.
Richtig realisiert habe ich das ganze erst, als wir uns unten vor der letzten Eiswand ausgeruht haben und ich noch mal raufgeschaut habe. Mein baskischer Kollege hat sich wegen der Hoehe erst mal uebergeben, aber da war auch alles egal, denn wir waren oben auf dem GIPFEL.
Es war das anstrengendste, was ich je in meinem Leben gemacht habe, aber auch definitiv eins der Highlights meiner Tour. Fotos gibts auch unter Fotos, allerdings nicht so viele, weil ich meist zu erschoepft war, um meine Kamera rauszuholen. Also, schaut sie euch an. Es gibt jetzt auch eine Emailbenachrichtigung fuer neue Fotos. Wenn ihr das wollt, klickt einfach hier
Saludos,
Sebastian
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gestartet sind wir bei Nummer 8 und dann an 2 vorbei die "normale Route" (durchgezogene Linie) bis zu Nummer 7 |
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